Hannover, 27. November 2023 | An unserem CollegeAbend zu Banken und Finanzsystemen in Hannover hatten wir keine Gelegenheit, den Bereich Börsen zu besprechen. Dazu hat uns Fabian noch einige gute Fragen gestellt. Hier sind die Fragen und die Antworten für alle interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer:
- Wer legt fest, wie viel ein Unternehmen an der Börse zum Börsengang wert ist?
Zur Bewertung eines Unternehmens gibt es mehrere Methoden, z.B das Ertragswertverfahren des Deutschen Instituts der Wirtschaftsprüfer (IdW). Der Preis am Kapitalmarkt ist aber nicht gleich, sondern hängt mit dem Interesse der Anleger zusammen. Der Aktienpreis (Kurs) kann bis über das 20-fache des Gewinns betragen (KGV, Kurs-Gewinn-Verhältnis). Bei einem Börsengang (IPO, initial public offering) schaltet das Unternehmen in der Regel eine Investmentbank ein, die die Chancen einschätzt und den Ausgabepreis festlegt. Der Ausgabepreis ist der Preis, zu dem die Aktien erstmals an Anleger im Rahmen eines Börsengangs verkauft werden, während der Notierungspreis der Preis ist, zu dem die Aktien nach dem Börsengang zum Handel an einer Börse zugelassen werden. Dann kommt es darauf an, wie der Markt die Aktie am ersten Handelstag an der Börse aufnimmt. Manche Aktien steigen sofort, andere fallen unter den Ausgabepreis ( z.B. Birkenstock). Nicht börsennotierte Unternehmen zeigen meist einen niedrigeren Marktwert, meist das 4 bis 8-fache (Multiplikator) des Gewinns (EBIT, earnings before interest and taxes).
- Welche Steuern und Abgaben muss man als Privatperson oder Unternehmen zahlen, wenn man Wertpapiere an der Börse kauft?
Beim Kauf fallen Gebühren von Maklern oder Banken an, aber keine Steuern. Beim Verkauf fallen Einkommensteuern auf den Veräußerungsgewinn an (Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis). Verluste aus Verkäufen können teilweise mit Gewinnen verrechnet werden. Aktiengewinne und Dividenden müssen grundsätzlich versteuert werden – und zwar mit der Abgeltungssteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Deutsche Anleger/innen zahlen bei Aktiengewinnen und Dividenden üblicherweise zwischen 26,38 Prozent und 27,99 Prozent Steuern. Die Abgeltungssteuer ist eine Quellensteuer und wird direkt von den Banken abgeführt.
- Ich habe einmal in der Zeitung den Begriff der Kapitalerhöhung gelesen. Was genau meint dieser?
Das Kapital von Unternehmen setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen:
- Stammkapital (GmbH) oder Grundkapital (AG) ist das Nominalkapital, wie im Handelsregister eingetragen),
- Gewinne und
- Rücklagen.
Lässt man die Gewinne im Unternehmen stehen und schüttet sie nicht an die Gesellschafter / Aktionäre aus (Dividenden), erhöht sich das bilanzielle Eigenkapital. Eine Kapitalerhöhung im rechtlichen Sinn ist allerdings nur, wenn das Nominalkapital erhöht wird. Dazu muss die Gesellschaft den Gesellschaftsvertrag (Satzung) ändern und im Handelsregister eintragen lassen. Das Kapital kann das Unternehmen aus den Gewinnen oder Rücklagen umwandeln, oder aber neu einbringen. Dies erfolgt in der Regel durch Geldzahlung (Bareinlage) oder die Übertragung von Wirtschaftsgütern (Sacheinlage).
- Wie finanzieren sich Börsen als Anbieter des Wertpapierhandels?
Mit Gebühren
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