Göttingen, 11. Oktober 2021 | Was macht der Staat eigentlich mit unserem Geld? Das war die Frage, die die Schülerinnen und Schüler am Online-CollegeAbend zu Staatsfinanzen beschäftigte. Nach einem Überblick über das Steuersystem und die Haushalte von Bund und Ländern stellte Ulrich Herfurth, Wirtschaftsanwalt und Organisator von business4school, die Auswirkungen von wirtschaftlichen Entwicklungen auf die öffentlichen Haushalte dar, zum Beispiel die Finanzkrise 2009 und die Corona Pandemie 2020. Die Diskussion um einen ausgeglichenen Haushalt („schwarze Null“) führte dann zu der Frage, ob der Staat in besonderen Fällen mehr Schulden machen darf oder sollte als geplant.
Dazu zeigten die Teilnehmer ein besonders gutes Verständnis: der Staat solle auch den Kapitalmarkt und eigenständige Fonds einbeziehen, gegebenenfalls mit Staatsgarantie (52%) oder Sondervermögen einrichten (38%). Für weniger gut hielten die Teilnehmer eine höhere Staatsverschuldung (23%), Steuererhöhungen für Unternehmen (23%) oder gar für Unternehmen und Bürger (18%).
Für ein Interview stand Dr. Ulrich Hundertmark, Studiendekan der HAWK und früherer Leiter einer Finanzbehörde, zur Verfügung – er war auch Co-Autor des Fachvortrags. Dr. Hundertmark wies besonders darauf hin, dass in den letzten Jahren die öffentlichen Haushalte nur deshalb ausgeglichen waren, weil bei der Unterhaltung der Infrastruktur gespart wurde. Dies sei nun eine Belastung für die Zukunft.
Die finanzielle Lage von Städten und Gemeinden beleuchtete Burkhard Fuchs, Leiter Finanzen der Stadt Göttingen: die Hauptlast der täglichen Versorgung der Bürger trägt die Kommune, dabei ist sie stark von der Wirtschaftskraft der Unternehmen und der Gewerbesteuer abhängig. Während die Einnahmen nicht beliebig erhöht werden können, sind immer mehr Lasten zu tragen. Viele Kommunen, so auch Göttingen, werden sich daher mit sogenannten Kassenkrediten verschulden müssen.
Die Schülerinnen und Schüler nutzten während des CollegeAbends die Chatfunktion intensiv – es entspann sich dazu auch eine intensive Diskussion zu kapitalistischen und kommunistischen Systemen.
Insgesamt war der CollegeAbend sehr lebhaft, und er wurde von den Schülerinnen und Schülern wieder sehr positiv bewertet. Hier zwei Zitate aus der Evaluierung:
„Insgesamt würde ich die Veranstaltung als wirklich sehr interessant und vor allem informativ einstufen. Ich persönlich habe viele neue Dinge dazu gelernt, die man so, zum Beispiel in der Schule, nie wirklich bespricht. Auch die verschiedenen Sichtweisen und Auswirkungen bzw. Konsequenzen haben mich wirklich sehr interessiert.“
„Es war wieder sehr informativ und interessant. Ich kann nur sagen, dass dieses Angebot toll ist, da man so als Schüler noch eine Möglichkeit hat, um seinen Interessen nachzugehen und mehr über die Wirtschaft erfahren zu können. Einfach Klasse! Ich freue mich schon auf die nächste Konferenz.“
Der nächste CollegeAbend am 15. November behandelt das Thema Banken und Finanzwesen – unsere Dozenten und Referenten sind Frank Gieseke, Deutsche Bundesbank und Philip Preukschat, Sparkasse Hannover.